Digitale Selbsthilfe

Die Selbsthilfelandschaft hat sich verändert. Immer mehr digitale Möglichkeiten werden für die Selbsthilfearbeit genutzt.

Dabei existieren eine Reihe von Herausforderungen: Aus vielen Anwendungen die richtigen auszuwählen, sie erfolgreich einzusetzen, dabei alle mitzunehmen und auch den notwendigen Schutz der Privatsphäre der Beteiligten nicht aus den Augen zu verlieren, ist voraussetzungsvoll.

Die NAKOS befasst sich seit 2009 intensiv mit den Auswirkungen der Digitalisierung auf die Selbsthilfe und unterstützt mit Arbeitshilfen, Vorträgen und konkreten Umsetzungshilfen Selbsthilfeaktive bei ihrem Weg in den digitalen Raum. Seit 2019 verwendet die NAKOS den Begriff „Digitale Selbsthilfe“ anstelle von virtueller oder internetbasierter Selbsthilfe.

Was ist Digitale Selbsthilfe?

Digitale Selbsthilfe umfasst die Digitalisierung von Prozessen der Außen- und Innenkommunikation in Selbsthilfekontaktstellen, Selbsthilfevereinigungen und von Selbsthilfeaktiven.

Digitale Selbsthilfeangebote werden von Selbsthilfegruppen, Selbsthilfevereinigungen und Selbsthilfekontaktstellen auf der Basis digitaler Anwendungen vorgehalten. Dabei kann es sich zum Beispiel um die Internetseite, ein Forum, eine Video- oder Telefonkonferenz, einen Chat, eine App oder ein anderes Angebot zum Austausch handeln.

Digitale Selbsthilfe anhand verschiedener digitaler Anwendungen ist eine besondere, zeitgemäße Form gemeinschaftlicher Selbsthilfe.

Digitale Selbsthilfegruppe

Die NAKOS hat mit Förderung durch das Bundesministerium für Gesundheit erstmals eine Definition für digitale Selbsthilfegruppen im engeren Sinne entwickelt.

Eine digitale Selbsthilfegruppe weist im Kern dieselben Merkmale auf wie eine analoge Gruppe. Somit ist die von der DAG SHG im Jahr 1987 erarbeitete Definition von Selbsthilfegruppen auch auf digitale Selbsthilfegruppen anwendbar.

Digitale Selbsthilfegruppen sind ebenfalls freiwillige Zusammenschlüsse von Menschen, die selbst oder als Angehörige von Krankheit, Behinderung oder herausfordernden Lebenssituationen betroffen sind. Die regelmäßigen Gruppentreffen finden ohne professionelle Anleitung statt. Eine digitale Selbsthilfegruppe tauscht sich ausschließlich oder überwiegend internetbasiert mit Hilfe von Video- oder Telefonkonferenztools aus. Die Gruppenmitglieder kommunizieren verbal (in Ausnahmefällen schriftlich) und zeitgleich zu einem festgelegten Zeitpunkt mit vereinbarter Dauer. Wie in einer analogen Selbsthilfegruppe gewährleisten auch in einer digitalen Selbsthilfegruppe die überschaubare Gruppengröße und eine konstante Zusammensetzung den persönlichen Austausch und können ein Zusammengehörigkeitsgefühl ermöglichen.

Schaubild zu den Eigenschaften analoger und digitaler Selbsthilfe

Die nachfolgende Grafik zeigt die definitorischen Unterschiede von analogen Selbsthilfegruppen und digitalen Selbsthilfegruppen.

 

Digitale Selbsthilfegemeinschaften

Neben den digitalen Selbsthilfegruppen findet gemeinschaftliche Selbsthilfe mittels internetbasierter Formate auch in Foren und sozialen Netzwerken statt. Die NAKOS bezeichnet diese weiteren Erscheinungsformen als „Digitale Selbsthilfegemeinschaften“.
Dort findet die Kommunikation in der Regel zeitversetzt und eher unregelmäßig statt. Häufig finden sich wesentlich mehr Akteure zusammen als in Selbsthilfegruppen. Damit ist ein Kennen aller anderen Personen in „digitalen Selbsthilfegemeinschaften“ nicht möglich. Die Bindung der Akteure stellt sich über geteilte Werte her.

Quelle: Peggy Heinz, Christiane Firnges, Antonia Goldin (NAKOS) | NAKOS INFO 127 S. 43 ff.