Zahlen und Fakten

In dieser Rubrik stellen wir Zahlen und Fakten zur digitalen Selbsthilfe und angrenzende Themen vor:

Digitale Teilhabe

Digitale Teilhabe von Menschen mit Behinderung

Eine Studie der Aktion Mensch

Die Trendstudie „Digitale Teilhabe von Menschen mit Behinderung“, im Auftrag der Aktion Mensch vom SINUS-Institut durchgeführt, widmet sich den Herausforderungen, die die Digitalisierung für die gesellschaftliche Integration von Menschen mit Behinderungen mit sich bringt. Diese umfassende Studie besteht aus drei aufeinander aufbauenden Modulen. Zunächst erfolgte eine Trendanalyse und -projektion, anschließend wurden Tiefeninterviews mit 12 Expert*innen sowie mit 43 Menschen mit unterschiedlichen Beeinträchtigungen im gesamten Bundesgebiet durchgeführt. Die Befragungen fanden im Herbst 2019 statt.

Die Studie beleuchtet unter anderem die Chancen und Risiken der digitalen Teilhabe. Chancen sehen beide befragten Gruppen insbesondere durch:

  • Digitale Assistenz: z. B. durch einen digitalen Arbeitsplatz
  • Neue Zugänge: z. B. Online-Shopping
  • Selbstbestimmtes Leben, z. B. Navigations-App, Autonomes Fahren
  • Erweiterung von Kompetenzen: z. B. durch inklusive Lernplattformen
  • Konnektivität: z. B. Teilnahme an Online-Tagungen, Social Media Präsenz

Obwohl eine allgemein positive Einstellung zu den digitalen Möglichkeiten besteht, identifizieren sowohl die befragten Expert*innen als auch die befragten Menschen mit Behinderung einige ernsthafte Risiken. Hierzu gehören:

  • Mangelnde digitale Kompetenzen bei Nutzer*innen und Fachpersonal in Unternehmen, Einrichtungen etc.
  • Neue Technik wird zu langsam ausgebaut und ist nicht barrierefrei
  • Hohe Kosten für Technik und Schulung und Frage der Finanzierbarkeit über Kostenträger
  • Befürchtung einer wachsenden sozialen Ungleichheit zwischen Menschen mit Behinderung: Menschen mit Sinnes- und Mobilitätseinschränkungen im Vorteil gegenüber Menschen mit einer psychischen oder einer Lernbehinderung

Quelle:

Silke Borgstedt, Heide Möller-Slawinski (SINUS) | Digitale Teilhabe von Menschen mit Behinderung. Aktion Mensch e.V. und SINUS-Institut (Hrsg.). Bonn 2021

 


 

Digital-Kompass
Gemeinsam digitale Barrieren überwinden

Um sich online mit Familie, Freunden oder in Netzwerken auszutauschen oder sich im Internet über Politik oder Gesundheit zu informieren, ist ein kompetenter Umgang mit digitalen Anwendungen nötig. Gesellschaftliche Teilhabe setzt also digitale Kompetenzen voraus.
Für Menschen mit Sinnes- und Mobilitätsbeeinträchtigungen können digitale Anwendungen zu einer selbstständigen und selbstbestimmten Gestaltung des Lebensalltags beitragen.
Um diese Möglichkeiten nutzen zu können, hat der Digital-Kompass Angebote zur Förderung digitaler Kompetenzen entwickelt.
Dazu zählen „Digitale Lern-Tandems“ in den eigenen vier Wänden und Beratung durch qualifizierte Engagierte in Treffpunkten vor Ort.

Der Digital-Kompass wird von der BAGSO – Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen e.V. gemeinsam mit Deutschland sicher im Netz e.V. durchgeführt, gefördert vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV).

digitale kompass

Der neue Podcast des Digital-Kompass befasst sich in Folge 1 mit dem Abbau von Digitalen Barrieren: „Wie der Abbau von Digitalen Barrieren zu mehr Teilhabe führen kann“ –
ein Gespräch mit: Helga Pelizäus (Universität der Bundeswehr München), Stephan Seiffert (Stiftung Digitale Chancen), Christine Freymuth (Kuratorium Deutsche Altershilfe) und Joachim Schulte (Deutschland sicher im Netz e. V.).

In der ersten Folge wurden folgende Leitfragen diskutiert:

  • Was bedeutet „digitale Teilhabe“?
  • In welchen Bereichen sind die Menschen aktuell besonders damit konfrontiert?
  • Welche Personengruppen sind von digitaler Exklusion betroffen?
  • Wie kann man digitale Teilhabe noch besser ermöglichen? Was braucht es?

Quelle:

https://www.digital-kompass.de/podcast/wie-der-abbau-von-digitalen-barrieren-zu-mehr-teilhabe-fuehren-kann

Digitale Selbsthilfe

Digitalisierung in der gesundheitlichen Selbsthilfe

Ergebnisse einer Online-Umfrage bei Selbsthilfeorganisationen

In einer standardisierten bundesweiten Online-Befragung von Selbsthilfeorganisationen „Digitalisierung in der gesundheitlichen Selbsthilfe – Ergebnisse einer Online-Umfrage bei Selbsthilfeorganisationen“ wurde 2019/2020 untersucht, welche Möglichkeiten und Grenzen der Digitalisierung in diesem Bereich existieren. Es wurde auch ermittelt, ob die Mitarbeitenden der Selbsthilfeorganisationen selbst Unterstützungs- und Qualifizierungsbedarfe hinsichtlich dieser Thematik haben.
Die Studie wurde vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, der Medizinische Hochschule Hannover und der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst, Hildesheim/Holzminden/Göttingen durchgeführt und durch das Bundesministerium für Gesundheit gefördert.

Die Studie wurde zwischen September 2019 und Februar 2020 und damit vor der Corona-Pandemie durchgeführt und spiegelt deshalb den Digitalisierungsschub, der in der Selbsthilfe stattgefunden hat nicht wider.
Dennoch liefert die Studie wichtige Erkenntnisse, sie ermittelte, dass Selbsthilfeorganisationen bereits eine Vielzahl an Erfahrungen mit digitalen Anwendungen (z. B. eigene Homepage, Social Media, Cloud-Systeme) machen konnten. Neben dem merklichen Nutzen, wie einer verbesserten Öffentlichkeitsarbeit (siehe Grafik 1), zeigen sich jedoch auch Probleme (siehe Grafik 2), die von fehlenden Ressourcen bis hin zu Fragen des Datenschutzes reichen. Insgesamt gibt es einen hohen Unterstützungs- und Weiterbildungsbedarf auf Seiten der Selbsthilfeorganisationen und Selbsthilfegruppen (siehe Grafik 3).

Quelle: Christopher Kofahl (2021) | Präsentation, AOK-Selbsthilfetagung „Selbsthilfe nach dem Corona-Lockdown – Upgrade auf ein neues Level“.

Weitere Studienergebnisse sind zu finden unter:
https://www.uke.de/extern/dish/ergebnisse.html

 


 

(Digitale) Austauschformate der Selbsthilfegruppen

Welche (digitalen) Formate Selbsthilfegruppen für ihre Gruppentreffen nutzen, erfragte die NAKOS bei der Befragung „Selbsthilfe im Blick 2022“ bei den Selbsthilfekontaktstellen in Deutschland.

Selbsthilfeformate

Selbsthilfeformate

Ein Großteil der Gruppen (92 % bzw. 14.707) trifft sich nach Informationen der Selbsthilfeberatenden ausschließlich vor Ort. Die restlichen Gruppen im hybriden Format (5 % bzw. 714) und drei Prozent (460) halten ihre Gruppentreffen ausschließlich digital ab.

 


 

Digitalisierungsschub bei den Selbsthilfekontaktstellen und Selbsthilfegruppen während der Pandemie

Bei einer Befragung der NAKOS von Januar bis Februar 2021 unter den Selbsthilfekontaktstellen (n=174) zeigte sich, dass es eine Zunahme der Selbsthilfe-Unterstützungsarbeit im digitalen Raum gibt.

Zum einen beraten die Mitarbeitenden der Selbsthilfekontaktstellen die Selbsthilfeaktiven vermehrt zu Themen der Digitalisierung zum anderen wünschen sich Selbsthilfeaktiv Beratung und Schulung zu digitalen Formaten. In konkreten Zahlen bedeutet das, dass bei 80% der befragten Selbsthilfeberater*innen (n=172) Anfragen zur Einrichtung von digitalen Austauschformaten/Gruppenräumen einging und mehr als die Hälfte (69%) der befragten Selbsthilfeberater*innen gebeten wurden Beratung und Schulung zu digitalen Formaten (u. a. Handhabung, Datenschutz, digitale Gruppenregeln) anzubieten.

Einschätzung der Selbsthilfeberater*innen zu neuen Austauschformaten

Die Selbsthilfeberater*innen beobachten, dass „Online-Treffen von den jüngeren Betroffenen gut organisiert werden“ (befragte Person Nr. 3). Die Form des Online-Treffens wird von einigen Gruppen als Belastung, von anderen als Chance wahrgenommen: „Zahlreiche Gruppen haben Online-Meetings früher oder später versucht, doch die meisten haben für sich beschlossen, dass sie die Präsenztreffen bevorzugen; einige Gruppen berichten jedoch, dass sie demnächst beides anbieten wollen, zum Beispiel für zwischendurch, wenn sich weit verstreute Gruppen so oder so nur vierteljährlich persönlich treffen können“ (befragte Person Nr. 63).

Mehr Ergebnisse der Befragung sind hier nachzulesen:

Quelle: Antonia Goldin, Jutta Hundertmark-Mayser (NAKOS) | Entwicklungen und Herausforderungen der Selbsthilfeunterstützung in Zeiten der Corona-Pandemie. In: DAG SHG – Deutsche Arbeitsgemeinschaft Selbsthilfegruppen e.V. (Hrsg.): selbsthilfegruppenjahrbuch 2021. Gießen 2023, S. 58-67.

 

 

Digitale Spaltung

Was bedeutet digitale Spaltung?

Mit dem Begriff „digitale Spaltung“ werden Unterschiede in der Teilhabe an digitalen Technologien bezeichnet, die auf sozialer Ungleichheit beruhen. Diese Unterschiede manifestieren sich mit Verweis auf Müller et al. (2021) und Van Deursen und Van Dijk (2019) auf drei Ebenen:

  1. im Zugang zum Internet,
  2. im Vorhandensein digitaler Kompetenzen und
  3. in der Fähigkeit mithilfe digitaler Techniken die eigene Situation zu verbessern.
digitale Spaltung grafik

digitale Spaltung grafik

Quellen:
Alejandro Cornejo Müller, Benjamin Wachtler, Thomas Lampert | Digital Divide – Soziale Unterschiede in der Nutzung digitaler Gesundheitsangebote. Bundesgesundheitsblatt 2020 (Nr. 63, S.185-191).

Alexander J.A.M. Van Deursen, Jan A.G.M. Van Dijk | The first-level digital divide shifts from inequalities in physical access to inequalities in material access. New Media & Society 2019 (Nr. 21(2), S. 354–375).

 


Ergebnisse des “Digital Index” 2022/2023

Der „Digital Index“ belegt, dass der sozioökonomische Status zu den bestimmenden Faktoren für Unterschiede im Zugang zu und in den Fähigkeiten im Umgang mit digitaler Technik und dem Internet im Besonderen zählt (Initiative D21, 2023).

Derzeit glaubt rund die Hälfte der Befragten persönlich von der Digitalisierung zu profitieren. Die digitale Spaltung zeigt sich entlang der Faktoren Alter, Bildung, Stadt/Land, alte/neue Bundesländer. Demnach profitiert die jüngste Generation häufiger als die älteste, formal höher Gebildete öfter als niedrig Gebildete, Großstadtbevölkerung mehr als Landbevölkerung (60 vs. 48 Prozent) und Menschen in den alten mehr als in den neuen Bundesländern (57 vs. 45 Prozent). Die folgende Abbildung zeigt die Nutzung sozialer Medien durch die älteren Generationen.

Initiative D21

Initiative D21 (2023): D21 Digital-Index 2022/2023. Jährliches Lagebild zur digitalen Gesellschaft.

Zwischen den Gruppen, die besonders stark glauben, von der Digitalisierung zu profitieren („Digital Natives“, Befragte mit hoher Bildung und hohem Einkommen, mit Bürojob) und denen, die dies nicht glauben (ältere Generationen, Befragte mit niedriger Bildung und Einkommen, Menschen ohne Bürojob) bleibt die digitale Spaltung bestehen.

Basis des „Digital Index“ ist die Gesamtbevölkerung ab 14 Jahren. In der sogenannten Strukturbefragung zur Ermittlung von Grundlagendaten der Internetnutzung wurden 29.198 Interviews in Deutschland (davon 17.798 persönliche Interviews und 11.400 Onlineinterviews) im Befragungszeitraum: August 2021 bis Juli 2022 durchgeführt.
In der Vertiefungsbefragung zur Ermittlung des „Digital-Index“ und der Typologie „Digitale Gesellschaft“ wurden 6.087 Interviews in Deutschland (davon 2.086 persönliche Interviews und 4.001 Onlineinterviews) im Befragungszeitraum Juli 2022 durchgeführt.

Quellen:

Initiative D21 (Hrsg.) | D21 Digitalindex 2022/2023. Jährliches Lagebild zur Digitalen Gesellschaft. Berlin 2023.

Digitale Souveränität

Ergebnisse einer Studie der BertelsmannStiftung

Die BertelsmannStiftung führte in den Jahren 2019 und 2021 zwei Studien zum Thema Digitale Souveränität durch. Die beiden Studien ermittelten, dass sich durch die Corona-Pandemie die digitale Spaltung zwischen 2019 und 2021 vergrößert hat.

Die telefonischen Befragungen fanden jeweils im April und Mai des jeweiligen Jahres statt. Die aus 2021 befragte 1013 Personen ab 14 Jahre, von denen 516 weiblich und 497 männlich, insgesamt 577 berufstätig waren. In 2019 wurden insgesamt 1.007 Personen ab 14 Jahren telefonisch befragt. Von den Befragten waren 511 weiblich und 496 männlich, insgesamt 550 berufstätig.

Die Befragung umfasste folgende Themenbereiche:

  • Internetnutzung
  • Kenntnisse im Bereich digitaler Technologien
  • Einsatz von Technologien in konkreten Lebensbereichen
  • persönlichen Einschätzungen über zukünftige Entwicklungen
  • Informiertheit über aktuelle Entwicklungen
  • Sicherheit im Umgang mit digitalen Technologien.

Die Ergebnisse der Studie zeichnen ein heterogenes Bild. Der Digitalisierungsschub durch die Coronapandemie bildet sich nicht eindeutig in einem höheren Grad an Informiertheit, besseren digitalen Kenntnissen oder einem sichereren Umgang ab. Zwar nahm die Wichtigkeit des Internets für die Befragten zu, die digitalen Kenntnisse verbesserten sich jedoch nicht im gleichen Maße. Zudem zeigt sich eine digitale Spaltung entlang der Faktoren Alter, Bildungsgrad und Haushaltsnettoeinkommen.
Die jüngeren und besser gebildeten Befragten schätzen ihre Kenntnisse höher ein und berichten, sich im Umgang mit digitalen Technologien sicherer zu fühlen. Der Zugang zum Internet stellt bei den Befragten eine geringere Hürde dar, ein höheres Haushaltsnettoeinkommen geht jedoch mit einer stärkeren Internetnutzung und besseren Kenntnissen einher.

Der Bericht verweist zudem auf die Ergebnisse einer niederländischen Studie. Dort wurde festgestellt, dass hohe Bildung und hohes Einkommen häufig mit heterogeneren Möglichkeiten der Internetnutzung einhergehen. In den untersuchten Haushalten in denen mehr internetfähige Geräte verfügbar waren, war nicht nur die Internetnutzung höher, sondern auch die digitalen Kompetenzen waren größer (van Deursen und van Dijk 2019).

Quelle: Bertelsmann Stiftung (Hrsg.) | Digital Souverän 2021: Aufbruch in die digitale Post-Coronawelt? Gütersloh 2021.

 


Wie gelingt individuelle digitale Souveränität?

Ergebnisse einer Befragung des Digital Autonomy Hub

Das Kompetenzzentrum „Digital Autonomy Hub – Technik souverän nutzen“ führte in 2021 eine repräsentative Umfrage durch, in der Menschen zu persönlichen Einstellungen, Sorgen und Hoffnungen in der alltäglichen Techniknutzung befragt wurden.

Von den 2000 telefonisch Befragten, befürchten 87,7 % negative Folgen durch die Speicherung, Verarbeitung und Nutzung ihrer persönlichen Daten durch digitale Technologien. Von diesen 1755 Befragten fürchten sich 32,1% vor der Veröffentlichung von privaten Daten.

Die Studie wurde im Rahmen der Fördermaßnahme „Mensch-Technik-Interaktion für digitale Souveränität“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung durchgeführt.

digitale Souveränität

Studie „Mensch und Technik in Interaktion – Wie gelingt individuelle digitale Souveränität? Digital Autonomy Hub, Seite 16

Weitere Studienergebnisse sind zu finden unter: https://digitalautonomy.net/studie

Quelle: Gesellschaft für Informatik e. V. (Hrsg.) | Studie „Mensch und Technik in Interaktion – Wie gelingt individuelle digitale Souveränität? Digital Autonomy Hub. Berlin 2021.