Den virtuellen Austausch von Betroffenen ermöglichen

Wenn Sie auf dem Internetauftritt Ihrer Selbsthilfevereinigung auch Möglichkeiten zum Austausch anbieten wollen, können folgende interaktive Angebote in Frage kommen:

  • Internetforum
  • Kommentarfunktion
  • Gästebuch
  • Chat
  • Mitgliederprofile
  • Wiki
  • Umfragen

In einigen Redaktionssystemen von Internetseiten ist es möglich, entsprechende Funktionen (Module) zu ergänzen. Sollte das bei dem Redaktionssystem Ihres Internetauftritts nicht möglich sein, können Sie die Lizenz einer separaten Forensoftware erwerben.

 

Selbsthilfeforen im Internet – von Betroffenen für Betroffene

Am häufigsten sind auf Selbsthilfeseiten Internetforen zu finden. In einem Forum können Nutzer*innen unabhängig von festen Zeiten von eigenen Erfahrungen berichten, Fragen stellen oder lesen, was andere geschrieben haben. Im Unterschied zu Chats haben Foren den Vorteil, dass es hier nicht notwendig ist, dass die Teilnehmenden zum gleichen Zeitpunkt an ihrem Computer sitzen und schreiben.

Internetforen, in denen Betroffene virtuell miteinander in den Austausch gehen, werden sowohl von Selbsthilfevereinigungen angeboten als auch von Einzelpersonen.

Es sind verschiedene Varianten eines Forums denkbar:

  • ein Forum nur für Mitglieder Ihrer Selbsthilfevereinigung (lesen und schreiben)
  • ein Forum, das von allen Nutzer*innen des Internetauftritts gelesen und „beschrieben“ werden kann

Zudem kann unterschieden werden zwischen Foren, in denen prinzipiell jede*r alles lesen kann und Foren, in denen das Lesen erst nach einer vorherigen Registrierung oder nach einer Freischaltung durch die Anbietenden möglich ist. In der Regel lässt Forensoftware auch „Mischformen“ zu: So kann es sinnvoll sein, die Teile des Forums, in denen die Ziele beschrieben werden und sich die Moderator*innen vorstellen, für jede*n sichtbar zu halten. Unterforen, in denen es um privatere Dinge geht, könnten stattdessen nur registrierten Personen zugänglich sein.

Sie haben als Anbietende*r eines Internetforums zwar eine Reihe von Möglichkeiten, auf Inhalt und Kommunikationsstil Ihres Forums einzuwirken – kontrollieren können Sie die dortigen Diskussionen aber nur bedingt.

Nutzungsbedingungen
Formulieren Sie Nutzungsbedingungen, mit denen sich die Nutzer*innen des Forums bei der Registrierung einverstanden erklären müssen. Die Nutzungsbedingungen dienen auch als Grundlage, Personen von der Nutzung ausschließen zu können (wenn diese gegen die Bedingungen verstoßen haben). Formulieren Sie in diesen Nutzungsbedingungen auch, wie Sie sich den Umgang miteinander im Forum vorstellen. Abhängig vom Thema kann es notwendig sein, stärker detaillierte Regeln aufzustellen – zum Beispiel Werbung im Forum oder Empfehlungen oder Kritik zu namentlich genannten Ärzten zu untersagen.

Haftung
Betreiber von Internetforen sind verpflichtet, rechtswidrige Beiträge in ihrem Forum zu löschen. Laut der aktuellen Rechtslage muss dies innerhalb einer Frist von 24 Stunden geschehen, nachdem die Betreiber vom dem Beitrag Kenntnis bekommen haben.

Registrierung
Bei der Registrierung sollten so wenig persönliche Daten erhoben werden wie nötig. Ausreichend sind (in der Regel) der Nutzer*innen-Name und eine E-Mail-Adresse.

Empfehlenswert ist es, bei der Registrierung auch ein sog. „Captcha“ einzusetzen – damit wird sichergestellt, dass sich echte Personen registrieren und keine computergenerierten „Spam“-Anmeldungen.

Datenschutz und Datenschutzerklärung
Bei der Registrierung sollten keine dafür unnötigen Daten abgefragt werden.
Die Nutzer*innen sollten zudem immer selbst entscheiden können, welche Informationen sie über ihre (Krankheits-) Geschichte mitteilen möchten. Sollten Sie sich also für ein Forum entscheiden, in dem die Nutzer*innen eigene Profile anlegen und private Bilder hochladen können, sollten die Nutzer*innen selbst entscheiden können, wer diese Informationen sehen darf.

Die E-Mail-Adressen, die bei der Registrierung erfragt werden, gelten als personenbezogene Daten. Auch die IP-Adressen der Nutzer*innen gelten als personenbezogene (beziehungsweise personenbeziehbare) Daten. Beim Betrieb eines Internetforums fallen also personenbezogene Daten an. Die Betreiber*innen sind verpflichtet, die Nutzer*innen darüber zu aufzuklären, wie mit diesen Daten umgegangen wird und ihr Einverständnis einzuholen.

Es muss auf Ihrem Internetauftritt entsprechend eine Datenschutzerklärung geben. In dieser muss der Zweck der Datenerhebung benannt sein und beschrieben werden, wie mit diesen verfahren wird (Wie lange gespeichert? Wer hat Zugriff?). Hier empfehlen sich auch Hinweise dazu, wie mit den anfallenden IP-Adressen der Nutzer*innen verfahren wird.

Moderation
Selbsthilfeforen sollten durch die Betreiber*innen moderiert werden. Die Moderator*innen achten auf die Einhaltung der Nutzungsbedingungen, verschieben oder löschen bei Bedarf Beiträge und tragen durch eigene konstruktive Beiträge zu einem strukturierten, zielführenden und respektvollen Austausch bei. Wenn verschiedene Personen Moderatorentätigkeiten übernehmen, empfiehlt es sich, dass sie sich regelmäßig über ihr Vorgehen austauschen und abstimmen.
Die Moderator*innen steuern durch ihre eigenen Beiträge auch den Stil des Miteinanders im Forum, zum Beispiel wenn sie neue Nutzer*innen freundlich willkommen heißen oder auf Fragen antworten, auf die sonst niemand reagiert.
Gute Moderator*innen sind wichtig, denn Menschen mit Selbsthilfeanliegen werden einem Forum nur „treu“ bleiben, wenn sie sich dort wohl fühlen.

Strukturierung
Bei größeren – das heißt bei viel genutzten – Foren ist eine Strukturierung in Unterforen sinnvoll. So können Sie auch auf das inhaltliche Spektrum der Beiträge Einfluss nehmen. Um einen respektvollen und vertrauensvollen Umgang miteinander zu befördern, empfiehlt sich ein Unterforum, in dem sich „Neulinge“ vorstellen können.

 

 

Weitergehende Informationen zu Internetforen in der Selbsthilfe finden Sie hier:
NAKOS (Hrsg.): Das Internet für die Selbsthilfearbeit nutzen. Eine Praxishilfe. NAKOS Konzepte und Praxis 8.B Berlin 2015 (2. Auflage)